„Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube ans Pferd.“

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

dieser Ausspruch des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. belegt, wie sehr man in der Beurteilung der aktuellen Situation danebenliegen kann.

Ein ähnlicher Trugschluss dürfte der deutschen Pharmaindustrie und ihren Dienstleistern/Zulieferern nicht unterlaufen. Betriebsblindheit oder bewusstes Ignorieren kann man ihr nicht vorwerfen – allenfalls eine Reserviertheit bzw. Zögerlichkeit in der Adaption neuer Techniken. Dafür gibt es z. T. aber auch durchaus gute Gründe!

Wie gut es der deutschen Pharmabranche geht, zeigt der IQVIA Marktbericht Classic: „Im ersten Quartal 2022 steigt der Umsatz mit Arzneimitteln im gesamten Pharmamarkt (Apotheke und Klinik) um 6,2 % […]. Der Absatz erhöht sich um 3,6 %.“ Die Nachfrage nach den Produkten des pharmazeutischen Maschinen- und Anlagenbaus ist also ungebrochen und legt weiter zu. Diesem Thema widmet sich der Fokus der aktuellen TechnoPharm-Ausgabe, z. B. mit einer neuen Methode zur kontinuierlichen Wirbelschichtgranulierung oder einer Case Study über Planung und Bau einer Produktionsstätte von Medizinalcannabisprodukten. Auch die Dekarbonisierung in der Pharmaindustrie wird behandelt, ebenso wie die Umsetzung der Anforderungen der neuen DIN EN ISO 14644-3:2020 über Filterlecktests in die Praxis.

Der o. g. Irrtum kam vom selben Mann, der es für möglich gehalten hatte, dass im 1. Weltkrieg das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn der geballten Macht der Entente aus UK, Frankreich, Russland und später den USA standhalten könnte… nun, kein Kommentar! Deutsche Pharma-Maschinen- und Anlagenbauer stehen blendend da, die Auftragsbücher sind brechend voll. Wenn sie weiterhin mit der Zeit gehen, werden sich aktuelle Herausforderungen wie gestörte Lieferketten, Fachkräftemangel und Rohstoffkrise und auch künftige Probleme bewältigen lassen.

Ihr

Jens Renke

Leitender Redakteur

TechnoPharm 2022, Nr. 4, Seite 175